„Genauso gut wie bei Opa.“


Malerbetrieb Hessling
11. Januar 2024 | Interview mit Maler- und Lackierermeister Felix Wissing, Übernehmer des Malerbetriebs Berthold Heßling in Borken zum Thema „Karriere im Handwerk“
 
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Wissing, Sie haben vor einem Jahr mit 25 Jahren den fünfköpfigen Malerbetrieb Ihres zu diesem Zeitpunkt 68- jährigen Großvaters Berthold Heßling und dessen mitarbeitender Ehefrau Ruth übernommen. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Übernahme?

Felix Wissing (im Bild oben 4. von links): Das stimmt, eine Übernahme vom großväterlichen Betrieb ist ungewöhnlich. Tatsächlich hätte ich in den landtechnischen Betrieb meines Vaters einsteigen können, doch schon als Jugendlicher bemerkte ich, wie gering mein Interesse für Motoren war. Heute kann ich sagen: Ich liebe meinen Beruf und meine Selbstständigkeit.

Fachkräfte-Initiative: Wieso haben Sie sich für eine Karriere im Malerhandwerk entschieden?

Wissing: Ich arbeitete mit 15 Jahren aushilfsweise im Malerbetrieb meines Großvaters. Dabei erlebte ich, wieviel Freude mir die Entwicklung ästhetischer Räume bereitete. Als ich ein Jahr später auf dem Gymnasium am Ende der Mittelstufe vor der Wahl stand, in die Oberstufe zu wechseln oder einen alternativen Berufsweg zu beschreiten, hatte ich die Idee, Maler- und Lackierer werden zu wollen.

Fachkräfte-Initiative: Was taten Sie, um Ihren Berufswunsch zu realisieren?

Wissing: Ich fragte meinen Großvater, ob ich eine Ausbildung zum Maler- und Lackierer in seinem Betrieb absolvieren kann, mit der Planung, seinen Betrieb später einmal zu übernehmen. Damit erstaunte ich meinen Großvater, aber auch meine Großmutter, denn das hätten beide nicht von mir erwartet. Letztendlich konnte ich sie aber überzeugen, sich auf diese unerwartete Situation einzulassen.

Fachkräfte-Initiative: Wie entwickelte sich Ihr beruflicher Weg seit damals weiter?

Wissing: Wenige Monate nach meinem Gesellenabschluss besuchte ich bereits die Meisterschule in Münster in Vollzeit. Ich hätte gerne zuvor noch weitere Berufserfahrungen in einem anderen Betrieb gesammelt, doch das passte nicht zum Alter meiner Großeltern. Vor sechs Jahren bin ich deshalb nach meiner Meisterqualifikation direkt in den Betrieb zurückgekehrt.

Fachkräfte-Initiative: Warum haben Sie die Firma erst im vorletzten Jahr übernommen?

Wissing: Tatsächlich hätte ich am liebsten sofort nach meiner Rückkehr in den Betrieb Meisteraufgaben übernommen, doch Opa ‚bremste‘ mich mit den Worten ‚Dazu hast Du später noch Zeit, Junge.‘ Rückblickend bin ich meinem Großvater heute dankbar für diese Einstellung, denn ich habe meine praktischen Erfahrungen in dieser Phase weiter ausbauen können. Die langjährig Beschäftigten habe ich so schrittweise auf den Leitungswechsel vorbereitet.

Fachkräfte-Initiative: Führen Sie also jetzt Beschäftigte, die älter sind als Sie? Gibt es da nicht Akzeptanzprobleme als junger Chef?

Wissing: Nein, in den letzten Jahren sind Fachkräfte meines Alters hinzugekommen, und ich habe mir die Anerkennung des gesamten Teams, aber auch meiner Auftraggeberinnen und Auftraggeber erarbeitet: Ich behalte die Philosophie meiner Großeltern bei und bringe zusätzlich gut durchdachte Veränderungen in mein Unternehmen ein.

Fachkräfte-Initiative: Wie reagiert die Kundschaft auf Ihr junges Alter?

Wissing: Von manchen meiner Kundinnen und Kunden, die meinen Opa seit seiner Gründung vor 25 Jahren kennen, werde ich freudig mit den Worten begrüßt: ‚Da ist ja der ‚junge‘ Berthold Heßling! Für mich ist es das schönste Lob, wenn die ursprüngliche Privatkundschaft meines Großvaters am Ende eines Auftrags feststellt: „Das ist genauso gut gelaufen wie bei Opa.“


www.maler-hessling.de