Zahlen, Daten, Fakten
Konjunkturberichte
Zahlen, Trends und Entwicklungen im regionalen Handwerk auf einen Blick

Konjunkturbericht Frühjahr 2025
Positive Gegenwart trifft auf pessimistischen Zukunftsblick
Das heimische Handwerk legt im Frühjahr 2025 Widerstandskraft an den Tag. Im Jahresvergleich erholte sich die Konjunktur zaghaft, bleibt aber fragil.
- Die Stimmung mit Blick auf die aktuelle Lage hat sich leicht aufgehellt, wird jedoch von anhaltenden Unsicherheiten überlagert. Sämtliche zukunftsgerichteten Indikatoren fallen zurück. Die gesamtwirtschaftlichen Risiken stehen den Wachstumsplänen der Wirtschaftsgruppe entgegen.
- Die Kombination aus nachlassender Dynamik, Investitionszurückhaltung, schwachen Auftragserwartungen und Verkaufspreissteigerungen sind ein Warnsignal für eine Stagflation.
Das legt die Frühjahrs-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Münster offen. An der Befragung haben 666 Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk Münster teilgenommen.
Die Geschäftslage entwickelte sich in den vergangenen sechs Monaten robust. So beurteilen 42 Prozent der Unternehmen ihre aktuellen Geschäfte als „befriedigend“, 40 Prozent als „gut“ und 18 Prozent als „schlecht“. Die Bewertung liegt zwar unter der des Vorjahres, signalisiert aber nochmals eine insgesamt positive Lage.
Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind hingegen weiterhin verhalten: 61 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung, nur 18 Prozent mit einer Verbesserung, wohingegen 21 Prozent eine Verschlechterung befürchten. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort – positive Gegenwartsbewertung trifft auf pessimistischen Zukunftsblick.

Der Geschäftslageindikator stieg leicht auf 108,6 Punkte, was eine moderate Steigerung sowohl gegenüber dem Herbst und als auch dem Vorjahr bedeutet. Die stabile Entwicklung zeigt sich in beiden Teilregionen des Kammerbezirks: Im Münsterland kommt der Indikator auf 109 Punkte (plus 0,4 Punkte gegenüber dem Vorjahr) und in der Emscher-Lippe-Region auf 107,3 Punkte (plus 3,9 Punkte).
Die Kapazitätsauslastung sank auf 77,2 Prozent (minus 2,2 Prozentpunkte) und liegt damit leicht unter dem langjährigen Frühjahrsdurchschnitt. Bei spürbarem Auftragsrückgang schrumpfte die Auftragsreichweite der Betriebe auf 8,5 Wochen (Vorjahr: 9,9 Wochen). Die Betriebe erwarten, dass ihr Auftragsbestand bis zum Herbst nochmals leicht abnimmt.

55 Prozent der Handwerksbetriebe meldeten gestiegene Energiekosten, aber nur 45 Prozent erhöhten ihre Verkaufspreise. Die Kostensteigerungen wurden also nur teilweise an Kunden weitergegeben. Viele Betriebe mussten ihre Preise erhöhen – bei gleichzeitig nur mäßiger Konjunkturlage. Auch das deutet auf kostengetriebene Preisanpassungen hin.
Der Druck auf die Ertragslage hat somit zugenommen. Hinzu kommen signifikante Umsatzverluste seit Herbst. Diese werden sich über den Sommer gemäßigt fortsetzen und somit die Gewinnmargen auch von dieser Seite weiter mindern.

Der 2020 begonnene negative Trend bei der Beschäftigung setzte sich fort. Sie ist in allen Gruppen gesunken. Trotz insgesamt schwächerer Auftragslage konnten zwei Drittel der Betriebe ihren Personalbestand halten und 11 Prozent sogar mehr Personal einstellen. Annähernd jeder Vierte musste aber Personal abbauen. Die Betriebe sind also vorsichtig bei der Personalplanung. Vier von zehn Betrieben haben derzeit offene Stellen; sechs von zehn bieten keine Stellen an. Auch wenn die Prognose eine Stabilisierung der Beschäftigung anzeigt, wird bis zum Herbst kein neuer Schwung auf dem handwerklichen Arbeitsmarkt einkehren.
Die konjunkturellen Dämpfer, aber mehr noch die gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten drücken auf die Investitionen. Deren Spielräume sind enger geworden. Der Anteil der Betriebe mit weniger Investitionen im vergangenen Halbjahr überwiegt den mit mehr Investitionen um 9 Prozentpunkte. Fast jeder Dritte hat weniger investiert. Der Rückgang der Investitionsbereitschaft bei passabler Geschäftslage deutet auf eine abwartende Haltung im Handwerk hin. Der Negativtrend wird sich erwartbar weiter fortsetzen. Es fehlt offenbar die Planungssicherheit für größere Investitionen.

Die Entwicklung in den einzelnen Gewerbegruppen im Vergleich zum Vorjahr zeigt ein sehr differenziertes Bild.


Hochkonjunktur herrscht im Nahrungsmittelgewerbe (Geschäftslageindikator: 123,4 Punkte; plus 11,6 Punkte gegenüber dem Vorjahr). Die Geschäftslage ist überwiegend gut. Umsätze, Auftragsbestände und sogar Investitionen sind gestiegen. Die Branche hegt von allen die besten Erwartungen hinsichtlich der Geschäftslage. Kapazitätsauslastung: 68 %.
Eine stabile Konjunktur auf gutem Niveau verzeichnet das Gesundheitsgewerbe (Geschäftslageindikator: 120,9 Punkte; plus 2,4 Punkte). Die Geschäftslage und Umsatzsteigerungen liegen im Branchenvergleich an der Spitze. Die Auftragslage hat sich leicht verbessert. Auch die Investitionen legten moderat zu. Die Geschäftsprognose fällt zaghaft positiv aus. Kapazitätsauslastung: 77 %.
Zwischen brummender Konjunktur und Stillstand bewegt sich das Kraftfahrzeuggewerbe. (Geschäftslageindikator: 117,4 Punkte; minus 3,3 Punkte). Trotz positiver Geschäftslage breitet sich Skepsis aus. Obwohl Umsätze und Auftragsbestände sanken, tätigte die Branche Investitionen. Die Betriebe erwarten eine stagnierende Geschäftslage bis zum Herbst. Kapazitätsauslastung: 78 %
Die Konjunktur im Bauhauptgewerbe hat sich am dynamischsten verbessert (Geschäftslageindikator: 116,6 Punkte; plus 16,4 Punkte). Die aktuellen Geschäfte sind gut, werden über den Sommer aber voraussichtlich nur geringfügig weiter zulegen. Die Umsätze sanken ebenso wie die Aufträge. Die Investitionszurückhaltung ist am ausgeprägtesten. Kapazitätsauslastung: 84 %
Das Ausbaugewerbe merkt Anzeichen eines leichten konjunkturellen Abschwungs (Geschäftslageindikator: 107,6 Punkte; minus 1,0). Bei noch guter Geschäftslage nahmen Umsätze und Aufträge spürbar ab. Auch hier ist die Investitionstätigkeit im kontinuierlichen Rückbau. Die Betriebe erwarten eine sinkende Geschäftstätigkeit über die Sommersaison. Kapazitätsauslastung: 78 %
Verhalten mit Abschwungtendenz entwickelt sich die Konjunktur bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (Geschäftsklimaindikator: 103,4 Punkte; minus 4,9). Die gute Geschäftslage wird von negativen Erwartungen weitgehend überschattet. Umsätze und Aufträge sackten stark ab. Die Branche reduzierte die Investitionstätigkeit nochmals. Kapazitätsauslastung: 79 %
Die Personenbezogenen Dienstleister geraten in einen Konjunkturabschwung (Geschäftsklimaindikator: 96,4 Punkte; minus 0,1). Sie Gruppe verbucht nur zart gute Geschäfte und erwartet den schlechtesten Verlauf bis zum Herbst. Die Umsätze und der Auftragsbestand sanken spürbar. Die Investitionsneigung ist dennoch konstant. Kapazitätsauslastung: 67 %
Fazit
Das Handwerk im Kammerbezirk befindet sich in einer Phase zwischen Stabilität und Skepsis. Die Betriebe agieren vorausschauend, aber vorsichtig – und halten größere Schritte zurück, solange die wirtschaftlichen Perspektiven unklar bleiben.
Teilnehmer
666 Betriebe aus 39 Gewerken im Kammerbezirk Münster haben an der Konjunkturumfrage teilgenommen.
Umfragezeitraum: 15. bis 31. März 2025
- Bauhauptgewerbe: Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, Gerüstbauer
- Ausbaugewerbe: Stuckateure, Maler und Lackierer, Installateur und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Tischler, Raumausstatter, Glaser, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Rollladen- und Sonnenschutztechniker
- Handwerke für den gewerblichen Bedarf: Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger, Informationstechniker, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Modellbauer
- Kfz-Gewerbe: Kfz-Techniker
- Nahrungsmittelgewerbe: Bäcker, Konditoren, Fleischer
- Gesundheitsgewerbe: Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker, Orthopädieschuhmacher, Orthopädietechniker
- Personenbezogene Dienstleistungsgewerbe: Friseure, Schuhmacher, Uhrmacher, Damen- und Herrenschneider, Fotografen, Textilreiniger, Kosmetiker