Zahlen, Daten, Fakten
Konjunkturberichte
Zahlen, Trends und Entwicklungen im regionalen Handwerk auf einen Blick
Konjunkturbericht Herbst 2025
Konjunktur im Handwerk bleibt robust, aber der Schwung fehlt
Das Handwerk im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region behauptet sich in diesem Herbst trotz rückläufiger Aufträge – der breite Aufschwung bleibt aber aus. Die aktuelle Konjunkturumfrage, an der 556 Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk Münster teilgenommen haben, zeigt: Viele Betriebe halten ihr Niveau, doch neue Impulse fehlen.Nur 11 Prozent der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften über den Winter, 63 Prozent erwarten keine Veränderungen, 26 Prozent befürchten eine Verschlechterung.
Der Geschäftsklimaindex, der Lage und Prognose zusammenfasst, liegt mit 100,7 Punkten praktisch auf Vorjahresniveau (Herbst 2024: 100,4).
Regional zeigen sich allerdings Unterschiede: In der Emscher-Lippe-Region stieg der Index deutlich auf 103,3 Punkte (Vorjahr 88,6), im Münsterland sank er leicht auf 99,9 Punkte (Vorjahr 103,6).
Indikatoren Gesamthandwerk
Etwa die Hälfte der Betriebe konnte ihre Preise halten, 37 Prozent mussten sie anheben. Die Energiekosten bleiben eine Belastung: 46 Prozent zahlen mehr als im Vorjahr. Viele gaben die Kostensteigerungen nicht vollständig weiter.
Die Auftragsreichweiten betragen 8,8 Wochen (Herbst 2024: 8,4). Das Bauhauptgewerbe meldet mit 16 Wochen die längsten Reichweiten. 41 Prozent der Betriebe berichten von weniger Aufträgen, 16 Prozent von Zuwächsen. Auch die Umsätze stagnieren: 20 Prozent verbuchen steigende, 37 Prozent sinkende Umsätze.
Viele Betriebe laufen auf Normalbetrieb, aber ohne Extrageschäft.
Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung beträgt 78,4 Prozent – etwas mehr als im Frühjahr (77,2), aber leicht unter dem Vorjahreswert (78,9).
Für die kommenden Monate rechnen 61 Prozent der Befragten mit einer gleichbleibenden Auslastung, 26 Prozent mit einer geringeren und 13 Prozent mit einer höheren. Das Handwerk stellt sich auf ein ruhigeres Winterhalbjahr ein.
Beschäftigung und Investitionen
61 Prozent der Betriebe halten ihren Personalbestand, 15 Prozent stellen ein, 24 Prozent bauen ab. Gleichzeitig suchen vier von zehn Betrieben neue Mitarbeiter. Der Fachkräftemangel bleibt eine riesige Herausforderung.
Nur 21 Prozent der Betriebe haben in den vergangenen Monaten mehr Investitionen getätigt, 30 Prozent weniger. Für das kommende Halbjahr planen 35 Prozent geringere Investitionen, 15 Prozent mehr.
Branchenvergleich
Die Entwicklung in den einzelnen Gewerbegruppen im Vergleich zum Vorjahr zeigt ein sehr differenziertes Bild.
Wenngleich alle Gewerbegruppen von gesunkener Nachfrage berichten, verzeichnen sie doch alle eine insgesamt positive Herbst-Geschäftslage – die erwartete Entwicklung unterscheidet sich jedoch deutlich. Zwei Branchen (Gesundheit und Nahrungsmittel) erleben Hochkonjunktur, die anderen bleiben im Abschwung.
Im Gesundheitsgewerbe bleibt die Lage sehr gut. Der Geschäftsklimaindex erreicht 113,1 Punkte (minus 12,4 Punkte gegenüber 2024), die Kapazitätsauslastung beträgt 73,9 Prozent (minus 0,1 Punkte). Die Branche ist damit der verlässlichste Stabilitätsfaktor. Beschäftigung und Umsätze stiegen, Investitionen wurden ausgeweitet.
Das Nahrungsmittelhandwerk zeigt die deutlichste Verbesserung. Der Index steigt auf 116,8 Punkte (plus 20,6), die Auslastung liegt bei 68,8 Prozent (minus 4,5). Trotz geringerer Kapazität blickt die Branche mit ausgeprägter Zuversicht auf die kommenden Monate.
Die personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe behaupten sich robust. Der Index liegt bei 103,1 Punkten (plus 3,8), die Auslastung bei 72,6 Prozent (plus 5,6). Die Branche arbeitet solide, doch die Erwartungen sind verhalten.
Im Bauhauptgewerbe ist Erholung spürbar. Der Index erreicht 108,9 Punkte (plus 19), die Auslastung stieg um 5,3 Prozentpunkte auf 84,8 Prozent. Das Ausbaugewerbe zeigt sich zurückhaltender: Der Index liegt bei 95,8 Punkten (minus 7,1), die Auslastung bei 79,8 Prozent (minus 3,9). Der Umsatzschwerpunkt beider Gruppen liegt mit 60 Prozent im privaten Wohnungsbau.
Das Kraftfahrzeuggewerbe bleibt stehen. Der Index beträgt unveränderte 102,0 Punkte, die Auslastung kommt auf 78,5 Prozent (plus1,1). Die Geschäfte laufen; hier gibt es die zweitbeste Lagebewertung aller Gruppen. Aber neue Impulse fehlen.
Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf bleiben Schlusslicht. Der Index liegt bei 93,8 Punkten (plus 4,3), die Auslastung bei 75,1 Prozent (minus 2,1). Die Nachfrage von Unternehmen nach Zulieferprodukten und -leistungen bleibt verhalten und dürfte weiter sinken.
Fazit: Stagnation auf solidem Niveau
Das Handwerk im Kammerbezirk Münster befindet sich in einer Phase wirtschaftlicher Stagnation – die Betriebe arbeiten solide, aber ohne spürbaren Zuwachs.
Teilnehmer
556 Betriebe aus 41 Gewerken im Kammerbezirk Münster haben an der Konjunkturumfrage teilgenommen.
Umfragezeitraum: 15. - 30. September 2025
- Bauhauptgewerbe: Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, Gerüstbauer
- Ausbaugewerbe: Stuckateure, Maler und Lackierer, Installateur und Heizungsbauer, Klempner, Elektrotechniker, Tischler, Raumausstatter, Glaser, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Rollladen- und Sonnenschutztechniker
- Handwerke für den gewerblichen Bedarf: Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger, Informationstechniker, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Modellbauer
- Kfz-Gewerbe: Kfz-Techniker, Karosserie- und Fahrzeugbauer
- Nahrungsmittelgewerbe: Bäcker, Konditoren, Fleischer
- Gesundheitsgewerbe: Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker, Orthopädieschuhmacher, Orthopädietechniker
- Personenbezogene Dienstleistungsgewerbe: Friseure, Schuhmacher, Uhrmacher, Damen- und Herrenschneider, Fotografen, Textilreiniger, Kosmetiker