28.10.2025

"Wenn Ammar mag, kann er bis zur Rente bleiben."

Interview mit Thomas Binkowski und dem Auszubildenden Ammar Tabateb Tasoun vom Unternehmen Elektro Binkowski in Recklinghausen (12 Beschäftigte) zum Thema Ausländische Fachkräfte

Zwei Männer stehen in einem technischen Raum vor einem Schaltschrank. Sie halten Geräte und Unterlagen in der Hand und wirken konzentriert.

Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Binkowski, Ihr Mitarbeiter Ammar Tabateb Tasoun hat nach dreieinhalbjähriger Lehrzeit seine Ausbildung zum Elektroniker in Ihrem Unternehmen abgeschlossen. Was ist so ungewöhnlich daran?

Thomas Binkowski (oben im Bild zusammen mit Ammar Tabateb Tasoun): Ammar stammt aus Syrien und ist vor vier Jahren recht unerwartet zu uns gestoßen. Den ersten Kontakt zu dem damals 22-jährigen Geflüchteten hatte Michael Völker, Willkommenslotse der Handwerkskammer Münster, hergestellt.

Ammar Tabateb Tasoun: Ich bin mit 18 Jahren von Syrien in den Libanon gegangen, arbeitete dort zwei Jahre in der Gebäudetechnik bevor ich nach Deutschland flüchtete. In Castrop-Rauxel legte ich innerhalb einer Berufsvorbereitungsmaßnahme den Hauptschulabschluss ab. Dabei traf ich auf Michael Völker. Bei ihm meldete ich mein Interesse an einer Ausbildung zum Elektroniker an.

Fachkräfte-Initiative: Und wie ging der Weg weiter?

Binkowski: Nach einer Probearbeitswoche von Ammar stellte ich zusammen mit meinem Team fest: Das passt, sowohl von der Chemie als auch durch seine hohe Arbeitsbereitschaft. Kurze Zeit später vereinbarten wir das Ausbildungsverhältnis mit ihm. Das erste Jahr wurde als so genanntes Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) zusammen mit der Agentur für Arbeit organisiert. In die Berufsschule ging Ammar trotzdem genauso wie andere Auszubildende auch.

Tabateb Tasoun: Im ersten halben Jahr bin ich allerdings im Unterricht nicht gut mitgekommen.

Fachkräfte-Initiative: Aber Sie haben den Gesellenabschluss in der regulären Lehrzeit geschafft. Wie das?

Tabateb Tasoun: Durch den ehrenamtlichen Einsatz eines pensionierten Berufsschullehrers wurde dann doch noch alles gut.

Binkowski: Bereits am Ende des ersten Ausbildungsjahrs reichten Ammars schulischen Leistungen für den direkten Übergang ins nächste Berufsschuljahr.

Tabateb Tasoun: Dieser Fachlehrer für Elektrotechnik hat mich bis zur Gesellenprüfung regelmäßig unterstützt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Binkowski: Außerdem stand unser gesamtes Team unserem Auszubildenden bei allen Fachfragen mit Rat und Tat zur Seite. Überhaupt hat sich Ammar schnell in die Arbeitsgruppe integriert.

Tabateb Tasoun: Auch in meiner Freizeit unternehme ich etwas mit den Leuten aus meinem Team.

Fachkräfte-Initiative: Und wie sehen die weiteren Perspektive hier in Deutschland für Sie aus, Herr Tabateb Tasoun?

Tabateb Tasoun: Ich werde in Kürze hier eingebürgert.

Binkowski: Wenn Ammar mag, kann er bis zur Rente bei uns bleiben.

Fachkräfte-Initiative: Ich danke Ihnen für das Interview.

www.elektro-binkowski.de