Personal

Fachkräfte fördern

Nutzen Sie die umfangreichen Bildungsangebote der HWK Münster.

Das Bild zeigt zwei Personen in einem modernen Raum. Eine hält ein Schild mit „Fachkräfte fördern“ und die andere präsentiert ein Kopfmodell für Friseurübungen.

Haben Sie Ihre Fachkräfte gefunden, ist es entscheidend, diese langfristig an Ihren Betrieb zu binden und ihre fachliche wie persönliche Entwicklung gezielt zu fördern. Nur durch kontinuierliche Weiterbildung bleiben Ihre Mitarbeitenden motiviert, leistungsfähig und auf dem neuesten Stand der Technik. Die Investition in Qualifizierungsmaßnahmen ist somit nicht nur ein Gewinn für Ihre Beschäftigten, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.

Über unser Handwerkskammer Bildungszentrum bieten wir Ihnen ein breit gefächertes und praxisorientiertes Programm zur Qualifizierung Ihres Personals. In Meisterprüfungs-Vorbereitungskursen oder Aufstiegsfortbildungen vermitteln unsere erfahrenen Dozentinnen und Dozenten beispielsweise Inhalte, die direkt im Berufsalltag anwendbar sind.

Darüber hinaus entwickeln wir auf Wunsch individuelle Konzepte, die genau auf die Bedürfnisse Ihres Betriebes und Ihrer Beschäftigten abgestimmt sind. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Fachkräfte genau die Kompetenzen erwerben, die Ihr Unternehmen weiterbringen. Gerne beraten wir Sie auch zu Fördermöglichkeiten und finanzieller Unterstützung, damit die Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden optimal gelingt.

Ausbildungsberatung

Unsere Ausbildungsberatung unterstützt Betriebe, Lehrlinge, Eltern und Lehrkräfte bei allen Fragen und Problemen, die im Zusammenhang mit der Ausbildung auftreten können. Dazu zählt auch die verkürzte oder verlängerte Lehrzeit und die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung.

Praxisbeispiel: KeraTür – Tischlerei

„Hof fegen zählt nicht zu unserem Ausbildungskonzept.“ 

„Nach fast zwei Jahrzehnten Pause haben wir vor zwei Jahren neu mit der gewerblichen Ausbildung in unserem Hause begonnen und sie dabei gleich quasi ‚revolutioniert‘“, beschreibt Tischlermeister Christian Becker den Neueinstieg von KeraTür in die eigene Entwicklung von Fachkräften.

Seitdem ist er zusammen mit Johannes Ridder – ebenfalls Tischlermeister – für die Ausbildung des heute 21-jährigen Niklas Buß verantwortlich.

„Vor gut 20 Jahren war es gängige Praxis, Auszubildende fürs ‚Hof fegen‘ und sonstige unqualifizierte Handlangertätigkeiten einzusetzen“, blickt er noch immer aufgebracht auf diese Zeit zurück.

Genau deshalb wollte die Geschäftsleitung von KeraTür mit der neu aufgenommenen Ausbildungsarbeit solches Gebaren nicht fortsetzen. Und so entstand in der Konzeptarbeit von Geschäftsführer Julian Kemming zusammen mit den beiden Ausbildern Ridder und Becker ein neues Konzept: Qualifizierte Ausbildung soll auf Augenhöhe durch projektbezogene und ganzheitlich ausgerichtete sowie anspruchsvolle Aufgaben sichergestellt werden.

„Wir entschieden gemeinsam, unseren Auszubildenden ab der ersten Minute Verantwortung zu übertragen und Aufträge ‚von A bis Z‘ bearbeiten zu lassen. Von der Auftragsannahme bis zur Kundenübergabe soll alles dabei sein“, fasst Becker zusammen.

Und damit die Nachwuchskräfte angesichts der Spezialisierung des Unternehmens auf Holz-Haustüren breit ausgebildet werden, sagte die Geschäftsleitung zu, sich insbesondere für das erste Ausbildungsjahr Sonderaufträge für den Eigengebrauch zu überlegen.

„So baute Niklas Buß beispielsweise ein Hochbeet für die Kemmings und eine eigene Hobelbank für seinen Arbeitsplatz in unserer Werkstatt“, veranschaulicht der Ausbilder. Für den zukünftigen, schon unter Vertrag genommenen Auszubildenden haben Becker und Ridder jetzt bereits neue Ideen für den Anfang entwickelt.

Bei der Auftragsbearbeitung werden die Auszubildenden engmaschig von Kollege Ridder begleitet. „Wir beide haben uns die Ausbildungsbetreuung aufgeteilt: Ich bin Ansprechpartner für die Theorie und Johannes Ridder für die Praxis“, benennt Christian Becker einen weiteren Bestandteil des neuen Ausbildungskonzepts.

Darüber hinaus stünden den Nachwuchskräften ausgewählte Gesellen – Gesellinnen gibt es derzeit bei KeraTür noch nicht – zur Seite. „Diese sind bei uns die Bereichsleiter. Sie wissen, wie wichtig uns die qualifizierte Ausbildung unserer ‚Jüngsten‘ ist und nehmen sich die Zeit, ihnen neue und komplexe Aufgaben in Ruhe zu vermitteln“, beschreibt Becker die Vorbereitung dieser Fachkräfte auf die zusätzliche Ausbildungsbetreuung.

„‚Hof fegen‘ zählt eben nicht zu unserem Ausbildungskonzept“, fasst der Ausbildungs-Verantwortliche – ironisch und selbst ein wenig amüsiert – die qualifizierte Ausbildung bei KeraTür zusammen.


Unternehmensprofil:

  • Tischlerhandwerk
  • Gründung: 1904
  • Beschäftigte: 80
  • Geschäftsleitung: Julian Kemming, Iris Kemming-Dombrowski
  • Herstellung individuelleer, hochwertigeer Holz-Haustüren für einen deutschlandweiten Kundenkreis

 

Kontakt

KeraTür GmbH & Co KG

Christian Becker

Vennekenweg 12
46348 Raesfeld
www.keratuer.de

Ausbildungsprüfungen

Die Zwischenprüfungen sowie die Gesellen- beziehungsweise Abschlussprüfungen werden von der Handwerkskammer Münster oder der jeweils zuständigen Innung organisiert und durchgeführt. 

Ziel ist es, die fachliche Qualifikation der Auszubildenden objektiv zu bewerten und sicherzustellen, dass sie über alle erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten ihres Handwerks verfügen. Durch die enge Zusammenarbeit von Handwerkskammer und Innung wird gewährleistet, dass die Prüfungen nach einheitlichen Standards und entsprechend den geltenden Ausbildungsordnungen ablaufen.

Die allgemeinen Vorschriften über die Durchführung der Prüfungen finden Sie in der Gesellen- und Umschulungsprüfungsverordnung beziehungsweise Abschluss- und Umschulungsprüfungsverordnung der Handwerkskammer.

Auslandsaufenthalte während/nach der Ausbildung

Unsere Kontaktstelle Ausland unterstützt Auszubildende, während und im ersten Jahr nach der Ausbildung einen Lernaufenthalt im Ausland zu verbringen. Den ausgebildeten Fachkräften helfen wir bei der Suche nach einer geeigneten beruflichen Tätigkeit im Ausland.   

 

Praxisbeispiel: Michael Hueske – Landschaftspflege/Kommunaltechnik

Schweden: Mehr Fachwissen und mehr Selbstbewusstsein 

„So etwas hätte ich mir als junger Mensch gewünscht“, sagt Firmeninhaber Michael Hueske. Er ist fast ein wenig neidisch auf die Erfahrungen, die sein Auszubildender Maurice Schroer im Ausland machen durfte. Denn der 18-jährige Land- und Baumaschinenmechatroniker reiste ein halbes Jahr vor Abschluss seiner Lehrzeit für einen mehrwöchigen Lernaufenthalt nach Schweden.

„Drei Wochen habe ich in Strömsund im Unternehmen Engcon verfolgt, wie dort exakt diejenigen speziellen Baumaschinen hergestellt werden, die wir hier in unserer Werkstatt warten“, berichtet Schroer.

„Die fachliche Entwicklung unseres Auszubildenden und der Effekt daraus für die Firma waren für mich ein wesentlicher Grund, Maurice den Schweden-Aufenthalt zu ermöglichen“, unterstreicht sein Ausbilder. Schließlich bilde der Betrieb für den eigenen Bedarf aus.

Neben einem Mehr an Fachwissen hat sich Michael Hueske durch das Praktikum in Schweden zusätzlich ein Mehr an Persönlichkeit für seine Nachwuchskraft erhofft. „Solche Erfahrungen bedeuten ja unweigerlich, den Blick über den Tellerrand zu werfen“, ist er überzeugt.

Maurice Schroer bestätigt das mit einer seiner Beobachtungen: „Mich hat vor allem die ruhige Arbeitsweise der Schweden überrascht.“ Allgemein herrsche dort viel weniger Hektik als in Deutschland. Nach seiner Arbeit bei Engcon nutzte der junge Mann seine Urlaubstage für eine Weiterfahrt bis zum Polarkreis, um unterwegs Land und Leute kennenzulernen.

Für die insgesamt gut einmonatige Reise stellte ihm die Firma Hueske einen ihrer Kleintransporter zur Verfügung. Die fast 2000 Kilometer bis nach Strömsund und die weitere Fahrt in den hohen Norden legte der gerade erst 18-Jährige – ebenso wie den Rückweg – allein am Steuer zurück. „Auf der Hin- und Rückfahrt sowie während meines Urlaubs habe ich im Wagen auf Parkplätzen von Autobahnen oder sonstigen Stellplätzen übernachtet“, erklärt der junge Mann. „Das war zwar abenteuerlich, aber ich habe dabei auch viel erlebt.“

„Wir haben hier im Betrieb wegen der von Maurice erst zwei Monate vor seinem Reiseantritt abgelegten Führerscheinprüfung tatsächlich etwas um ihn gezittert, aber jetzt wissen wir, wie sehr sich unser Vertrauen in ihn gelohnt hat“, resümiert Unternehmer Hueske. Denn der zuvor eher zurückhaltende Auszubildende – das bemerke inzwischen das gesamte Team – habe von seiner Tour auch eine ordentliche Portion Selbstsicherheit mit nach Hause gebracht.


Unternehmensprofil: 

  • Land- und Baumaschinenmechaniker-Handwerk
  • Gründung: 1977
  • Beschäftigte: 15
  • Inhaber: Michael Hueske
  • Landschaftspflege im Bereich des Straßenbanketts, in hauseigener Werkstatt werden Fahrzeuge und Maschinen für Arbeitseinsatz gewartet

 

Kontakt

Michael Hueske Landschaftspflege/Kommunaltechnik, Landmaschinenmechaniker-Handwerk

Michael Hueske

Im Garbrock 3
 48683 Ahaus
www.landschaftspflege-hueske.de

Nachfolgecenter

Die Übergabe eines Betriebs ist sowohl für Übergeber als auch Übernehmer eine besondere Herausforderung – und zugleich eine einmalige Chance im Leben. Ganz gleich, an welcher Stelle Sie sich im Prozess der Unternehmensnachfolge oder -übernahme befinden: Wir bringen zusammen, was zusammengehört, und begleiten Sie Schritt für Schritt durch alle Phasen und Themen einer erfolgreichen Nachfolge – aus der Praxis, für die Praxis.

Eine gelungene Betriebsübergabe oder -übernahme leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Handwerk und sichert wertvolles Know-how für kommende Generationen.

 

Praxisbeispiel: Markus Wilhelm Nickel – Maler- und Lackiermeister

„Die Übernahme als Sprung ins eiskalte Wasser.“

„Den elterlichen Betrieb von heute auf morgen übernehmen zu müssen, war für mich wie ein Sprung ins eiskalte Wasser“, beschreibt der 35-jährige Malermeister Markus Wilhelm Nickel seinen Ad-hoc-Start in die Leitung des Unternehmens vor einigen Jahren. Als sein Vater Wilhelm Nickel plötzlich schwer erkrankte, gab es keine Alternative zu seinem unmittelbaren Einstieg in die Führung des Betriebs.

„Obwohl ich schon viele Jahre als Meister im Unternehmen meines Vaters tätig war und die spätere Übernahme auch grundsätzlich geplant war, fühlte ich mich darauf noch nicht vorbereitet“, fasst Markus Wilhelm Nickel die damalige Situation zusammen. Zu jener Zeit war er vornehmlich auf der Baustelle und nicht im Büro im Einsatz. Auch sein Vater sei damals noch nicht bereit zur Übergabe gewesen, erinnert er sich an die schwierige Lage.

Heute kann er in der damals so herausfordernden Situation durchaus auch eine positive Seite sehen. Schließlich sei die Übergabe des Malerbetriebs auf die jeweilige Nachfolgegeneration in früheren Zeiten oft langwierig gewesen. „So ist die Firma nun bereits auf mich übertragen, was ansonsten wohl nicht der Fall gewesen wäre. Die Handwerkskammer hat mich tatkräftig bei der Übernahme unterstützt. Jetzt kann ich mich mit meinen Ideen und Visionen in meinem eigenen Unternehmen verwirklichen“, bemerkt er zufrieden und ausgeglichen.

Dabei steht ihm seine Mutter Silvia Nickel weiterhin tatkräftig zur Seite – heute in gleicher Weise, wie sie zuvor ihren Mann unterstützt hatte. Ihre Arbeit habe sich jedoch verändert: „Mein Sohn macht nun die Vorgaben für seinen Betrieb. Das akzeptiere ich, auch wenn seine Art der Unternehmensführung für mich noch ungewohnt ist.“ Zum Glück bleibe ihr angesichts der weitgehenden Genesung ihres Mannes nun Zeit, ihren Sohn im Büro zu entlasten.

„Seit meiner formalen Übernahme vor gut einem halben Jahr habe ich angefangen, den Betrieb neu aufzustellen“, beschreibt Markus Wilhelm Nickel einige seiner Maßnahmen. So gestaltete er die Betriebsräume um, sorgte für eine moderne Außendarstellung und digitalisierte die Arbeitsabläufe von Beginn an stärker. Neben Logo, Firmenhomepage und Social-Media-Auftritt sei ihm jedoch vor allem sein persönliches Auftreten wichtig, um sich von anderen Malerbetrieben abzugrenzen.

„Höflichkeit, Fairness und Transparenz sind für mich Prinzipien, die ich im Umgang mit meinen Kunden und meinem Team pflege“, erklärt er. Darauf baue er sein Unternehmen auf. Und wie er mittlerweile durch Rückmeldungen vernehme, habe sich dieses auch schon herumgesprochen. „Ich glaube, ich habe mich in dem eiskalten Wasser offensichtlich nach oben geschwommen“, sagt er verschmitzt lächelnd – und bleibt damit ganz im Bild seiner ursprünglichen Situationsbeschreibung.


Unternehmensprofil: 

  • Malerhandwerk
  • Gründung: 1931
  • Beschäftigte: 7
  • Inhaber: Markus Wilhelm Nickel
  • Gestaltung der Innenräume und Außenfassaden von privaten und 
    gewerblichen Kunden

 

Kontakt

Markus Wilhelm Nickel

Maler- und Lackiermeister

Lennestraße 7
 45701 Herten
www.malerbetrieb-nickel.de

Weiterbildungen

Das Bildungszentrum der Handwerkskammer Münster (HBZ) unterstützt die Förderung und Entwicklung Ihrer Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte. Die umfassenden Bildungsangebote sind speziell auf das Handwerk ausgerichtet und umfassen die Bereiche

  • Meisterschulen,
  • Betriebswirtschaftliche Weiterbildung,
  • Gestalterische Weiterbildung,
  • Technische Weiterbildung,
  • Studiengänge sowie
  • Firmenschulungen.

Im HBZ Münster stehen mehr als 50 Lehrwerkstätten, Theorie- und EDV-Räume mit moderner Medientechnik zur Verfügung. Ein engagiertes Team begleitet Sie auf Ihrem Weg zum Erfolg.

Theoretisches und praktisches Fachwissen vermitteln unsere Dozentinnen und Dozenten durch handlungsorientierten Unterricht. So Sie bestens vorbereitet auf die Herausforderungen des beruflichen Alltags.

Darüber hinaus berät das HBZ Münster zur Förderung und Finanzierung von Weiterbildung.

Zusatzqualifikationen während der Ausbildung

Im deutschen Handwerk stehen bundesweit nahezu 2000 Zusatzqualifikationen zur Verfügung (beispielsweise die Qualifikationslehrgänge „Abi und Auto“, „Assistent/in für Energie und Ressourcen“, „Be­triebsassistent/in“, und „Europaassistent/in“) – überwiegend für Auszubildende. Diese bieten die Möglichkeit, über die reguläre Ausbildung hinaus wertvolle Kenntnisse und praktische Fähigkeiten zu erwerben. So können junge Menschen ihr Fachwissen vertiefen, sich frühzeitig spezialisieren und ihre Chancen auf eine erfolgreiche und zukunftssichere Karriere im Handwerk deutlich verbessern.

Auch für Handwerksbetriebe stellen Zusatzqualifikationen ein wichtiges Instrument dar: Sie helfen dabei, engagierte Nachwuchskräfte zu gewinnen, deren Motivation zu fördern und sie langfristig an den Betrieb zu binden. Gleichzeitig stärken sie die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, da gut qualifizierte Mitarbeitende maßgeblich zur Qualität und Innovationskraft des Handwerks beitragen.

 

Praxisbeispiel: Brüninghoff – Holzbau

Europaassistent "wächst" in Afrika

„Auslandsaufenthalte während der Ausbildung sind bei uns keine Seltenheit“, erklärt Lisa Hölter, Personalreferentin im Unternehmen Brüninghoff. Traditionell entsende der Betrieb jährlich zumeist zwei seiner rund 30 Auszubildenden aus dem Handwerksbereich für mehrere Wochen in eine Firma im europäischen Ausland. „Einige von ihnen benötigen diese Auslandserfahrung, um am Berufskolleg die Zusatzqualifikation Europaassistent/in (HWK) zu erwerben“, weiß die Fachfrau. Das sei nicht ungewöhnlich. Etwas Besonderes sei es allerdings, wenn ein angehender Europaassistent Entwicklungsarbeit in Afrika leistet. Und genau das hat ihr Zimmerer-Auszubildender Niklas Wesseling getan.  

Ursprünglich habe auch er sich einen Auslandsaufenthalt in Europa vorgestellt, erklärt der 21-jährige Wesseling. Dann aber habe er von der Kontaktstelle Ausland der Handwerkskammer Münster von einem Bauprojekt im westafrikanischen Guinea erfahren. Dort sollte ein Schulhaus in einem Dorf gebaut werden. „Eine solch einmalige Chance wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen“, beschreibt er seine erste Reaktion auf dieses Angebot.

Heute weiß er, wie richtig und wichtig diese Entscheidung für ihn war: „An diese vier arbeitsreichen Wochen in Guinea, voll mit neuen Eindrücken, werde ich mich wohl mein Leben lang erinnern“, ist er sich sicher. „Bei 35 Grad Hitze habe ich zusammen mit anderen deutschen Handwerkern gemauert und den Dachstuhl mit einfachsten Mitteln errichtet“, beschreibt er seine dortige Arbeit plastisch. Dabei lernten sie auch ein Stück Kultur der Einheimischen kennen und vermittelten ihnen im Gegenzug eigene Gepflogenheiten: „Wir haben für die Dorfbevölkerung ein Richtfest organisiert“, berichtet er stolz. Das Praktikum vertiefte sein Wissen aus dem Unterricht zum Europaassistenten.

Kürzlich erlangte Niklas Wesseling bei der Handwerkskammer seinen Abschluss als Geselle. Seine Berufserfahrungen erweitert er nun bewusst in einem anderen Betrieb. Doch seine Pläne gehen noch weiter: Derzeit ist er für sein Duales Studium auf der Suche nach einem passenden Unternehmen, in dem er neben dem Ingenieurstudium eine Ausbildung zum Bauzeichner absolvieren kann. Seine spannenden Auslandserfahrungen in Afrika will er später durch eine Tätigkeit in den USA ergänzen. Danach hält er einen Wiedereinstieg in seinen ursprünglichen Ausbildungsbetrieb für möglich.

Bei Brüninghoff schließt man diese Rückkehr des engagierten Mitarbeiters nicht aus. Schließlich habe das Unternehmen nationale und internationale Aufträge und profitiere von den Auslandserfahrungen seiner Fach- und Führungskräfte. Nicht ohne Grund motiviere es so viele seiner Nachwuchskräfte zu einem Auslandspraktikum und möglichst auch zu der Zusatzqualifikation zum/zur Europaassistent/-in. „Denn dabei ‚wachsen‘ unsere Jungspezialisten fachlich wie auch innerlich – wie man an Niklas Wesseling gut sieht“, fügt sie mit Blick auf den jungen Mann schmunzelnd hinzu.


Unternehmensprofil: 

  • Zimmererhandwerk
  • Gründung: 1974
  • Beschäftigte: über 550
  • Geschäftsleitung: Sven Brüninghoff, Bernhard Müter, Frank Steffens
  • 5 bundesweite Standorte erarbeiten zusammen mit 
    Planungspartnern und Spezialisten passende Lösungen für Bauverantwortliche, Investierende sowie Architekten- und Ingenieurbüros

 

Kontakt

Brüninghoff GmbH & Co. KG

Lisa Hölter

Industriestraße 14
 46359 Heiden
www.brueninghoff.de

Praxisbeispiel: Hermann Bühlbecker – Zimmerei

„Die Situation der einzelnen Azubis im Blick haben.“

„Wir kümmern uns intensiv um unsere Azubis und haben ihre individuell unterschiedlichen Lebenssituationen im Blick“, beschreibt Geschäftsführer Hermann Bühlbecker das Ausbildungsengagement des Unternehmens. Vor allem Andrea Bühlbecker, die ihrem Mann seit vielen Jahren im Management zur Seite steht, begleitet die Nachwuchskräfte während ihrer Zimmererausbildung persönlich oder berät sie hinsichtlich ihrer beruflichen Karriere. „So knüpfen wir beispielsweise bereits vor Vertragsabschluss bei den Minderjährigen einen ersten Kontakt zu den Elternhäusern“, erläutert die Unternehmerfrau.

Zuvor haben die an einer Ausbildung Interessierten zumindest schon für einige Wochen den Arbeitsalltag im Unternehmen erprobt. Denn Voraussetzung für die Vorlage eines Ausbildungsvertrags im Hause Bühlbecker sei grundsätzlich die Beurteilung durch diejenigen Fachkräfte, die die Praktikanten vor Ort auf der Baustelle erleben. Wenn die Chemie der Bewerbenden ins Team passe, sei die mitgebrachte Schulbildung – mit Ausnahme von Mathekenntnissen – für die Einstellung weniger entscheidend.

Weil sich vor zwei Jahren gleich zwei Bewerber während ihres Praktikums bewährten, stellten die Bühlbeckers auch beide ein: Der damals 20-jährige Marvin Schmidt brachte für die Zimmererausbildung die Fachhochschulreife mit, der zwei Jahre ältere Abdusalem Dawid sei in seiner Heimat Eritrea gerade mal drei Jahre zur Schule gegangen. „Wir waren uns der Hürden, die dieser Geflüchtete zu nehmen hat, bewusst und haben deshalb eine Lerngemeinschaft zwischen Marvin und Abdusalem gebildet“, erklärt Andrea Bühlbecker. „Bei Bedarf organisieren wir auch Nachhilfeunterricht oder haben diesen in der Vergangenheit schon einmal selbst geleistet“, ergänzt Sohn Bastian Bühlbecker. Bei Abdusalem Dawid seien die sprachlichen Barrieren allerdings zu hoch gewesen. Inzwischen haben die Bühlbeckers deshalb seinen Ausbildungsvertrag auf die zweijährige Qualifikation zum Ausbaufacharbeiter umgeschrieben.

„Die Anforderungen müssen mit den Voraussetzungen abgeglichen werden“, betont Bastian Bühlbecker. So schaue das Unternehmen bei leistungsstarken Auszubildenden wie Marvin Schmidt stets nach passenden Herausforderungen. Bei ihm fördern sie deshalb derzeit die Qualifikation zum Betriebsassistenten des Handwerks am Berufskolleg in Münster. Diese Zusatzqualifikation passe zu dem Auszubildenden, denn er strebe den Meistertitel an und habe mit diesem Abschluss bereits den kaufmännischen Teil der Meisterprüfung während seiner Ausbildungszeit absolviert. „Kümmern heißt für uns eben, für jede und jeden Einzelnen etwas zu tun – für Schwächere genauso wie für Stärkere“, bekräftigt Hermann Bühlbecker sein anfängliches Statement noch einmal.


Unternehmensprofil: 

  •  Zimmererhandwerk
  • Gründung: 1989
  • Beschäftigte: 20
  • Geschäftsleitung: Hermann Bühlbecker, Bastian Bühlbecker
  • vielfältiges Holzausbauangebot für regionalen Kundenkreis, neben klassischem Dachstuhl unter anderem Dachgauben, Balkone, Überdachungen, Gartenhäuser, Innenausbau sowie Dacheindeckungen für Landwirtschaft

 

Kontakt

Hermann Bühlbecker GmbH – Zimmerei

Andrea Bühlbecker

Hovestweg 3
59329 Wadersloh
www.buehlbecker.de