Klimafreundliche Gebäude


Klimafreundliche Gebäude

Gebäudeansicht innen

Gebäude tragen bei uns etwa 40 % zu den klimaschädlichen CO2-Emissionen bei. Hier herrscht also dringender Handlungsbedarf, aber auch ein großes Potenzial, das Klima zu schützen. Der Einsatz fossiler Energiequellen muss weitestgehend reduziert und durch erneuerbare Energien ersetzt werden.

Bei den Reduktionen muss sowohl in der Gebäudeerstellung als auch in der Gebäudenutzung angesetzt werden.

Etwa zu einem Viertel entstehen die mit dem Bauen und Wohnen verbundenen Emissionen bereits vor der Nutzung eines Gebäudes. Sie werden bei Herstellung und Transport von Baumaterial und der technischen Gebäudeausstattung freigesetzt. Die bereits zur Errichtung von Gebäuden notwendige Energie wird auch als „Graue Energie“ bezeichnet.

Der weitaus größere Teil der Energieverbräuche mitsamt der entsprechenden CO2-Emissionen wird bislang durch die Nutzung von Gebäuden verursacht, vor allem durch die Beheizung und Warmwasserbereitung durch Verbrennung fossiler Brennstoffe.

Durch die in den vergangenen Jahrzehnten immer strenger gewordenen Vorgaben zum Wärmeschutz sind im Neubaubereich bereits gute Fortschritte gemacht worden. Die jährliche Sanierungsquote unseres Gebäudebestands ist aber mit 1-2 % viel zu niedrig. Sie sollte mindestens bei 5 % liegen, damit die deutschen Klimaziele erreichbar sind – eine große Herausforderung für Eigentümer, Planung, Beratung und Ausführung. Der Staat unterstützt Neubau- und Sanierungsmaßnahmen in großem Umfang mit Zuschüssen und Krediten, damit Hauseigentümer noch konsequenter in Energieeinsparung investieren. Mit der „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ hat der Bund die Förderung noch attraktiver und flexibler aufgestellt. Darauf sollten auch Handwerksbetriebe ihre Kundschaft hinweisen (https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Bundesförderung-für-effiziente-Gebäude).

Energieeffiziente Gebäude benötigen in der Nutzungsphase nur einen Bruchteil an Heizenergie im Vergleich zu schlecht gedämmten Häusern: Sogenannte Passivhäuser kommen ohne Heizungsanlage aus, auch Nullenergiehäuser oder sogar Plusenergiehäuser gibt es bereits seit vielen Jahren. Wichtige Aspekte bei ihrem Bau sind: Hohe Dämmstärken, eine luftdichte Gebäudehülle, die Vermeidung von Wärmebrücken, eine hohe Qualität bei Fenstern und Türen, solare Gewinne, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, die Nutzung erneuerbarer Energien und schließlich auch sparsame Haushaltsgeräte.

Wenn Häuser so ausgestattet werden, entsteht bei der Betrachtung des gesamtes Lebenszyklus eines Gebäudes der Großteil des Energieverbrauchs bereits bei der Gebäudeerstellung (Graue Energie), denn Energieverbräuche in der Nutzungsphase spielen nur noch eine geringe Rolle. Es gilt daher, vor Abriss und Neubau den Erhalt der vorhandenen Bausubstanz gründlich zu erwägen, um die bereits aufgewendeten Ressourcen zu erhalten. Daneben werden die Bemühungen verstärkt, mit weniger Energieaufwand hergestellte Baumaterialien zu verwenden. Möglichkeiten dazu bietet die Weiternutzung oder Wiederverwendung (Recycling) von Baustoffen, beispielsweise von Beton, sowie der Einsatz von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Die größte Bedeutung erhält dabei der vielseitige Rohstoff Holz als Baustoff, der in den unterschiedlichen Holzbauweisen als Tragwerk, Zwischendecke, Fassaden- oder Innenbekleidung sowie als Dämmstoff verwendet werden kann. Zu Dämmzwecken werden auch die nachwachsenden Rohstoffe Zellulose, Hanf, Flachs, Stroh, Jute, Schafwolle, Seegras oder Schilfrohr eingesetzt. Fundiertes Informationsmaterial über das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Broschüren, Referenzgebäude-Datenbank) und auch Ansprechpartner finden Sie unter https://baustoffe.fnr.de/.

Wer auf der Suche nach geprüften, nachhaltigen Baustoffen ist – auch über die nachwachsenden Rohstoffe hinaus – sollte nach dem Siegel „natureplus®“ Ausschau halten. Der internationale Verein gleichen Namens hat in Kooperation mit namhaften Prüfinstituten umfangreiche Kriterien für ökologisch und gesundheitlich unbedenkliche Baustoffe aller Art entwickelt. Nach dem erfolgreichen Durchlaufen des transparenten Prüfverfahrens verleiht der Verein den Produkten das natureplus®-Label, das Verbrauchern und Handwerkern eine wertvolle Orientierung bietet (www.natureplus.org).

Der Anspruch an nachhaltige Gebäude geht aber noch weit über Energieeffizienz und Baustoffauswahl hinaus. Wie überall im Kontext der Nachhaltigkeit gehören ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte zusammen, beispielsweise die Wirtschaftlichkeit der Immobiliennutzung, Barrierefreiheit oder Schutz gegen Lärm. Welche Kriterien für eine Bewertung der Nachhaltigkeit zugrunde gelegt werden, definiert der Bund für seine Bauten mit dem „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“. Umfassende Informationen dazu, die natürlich nicht nur für öffentliche Bauvorhaben genutzt werden können, bietet das zentrale Portal www.nachhaltigesbauen.de.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) hat das größte europäische Netzwerk für nachhaltiges Bauen etabliert. Über 1.300 Mitglieder vertreten alle Bereiche der Wertschöpfungskette der Bau- und Immobilienwirtschaft. Neben dem Knowhow-Transfer durch Publikationen, Veranstaltungen und Weiterbildungsangebote wurde ein umfangreiches Bewertungs- und Zertifizierungssystem für verschiedene Gebäudetypen entwickelt, nach dem weltweit inzwischen über 7.000 Projekte ausgezeichnet wurden (www.dgnb.de).
 

Kontakt:

Dr. Susanne Diekmann

Telefon 0251 705-1364
Fax 0251 705-55-1364
susanne.diekmann@hwk-muenster.de